zuletzt aktualisiert: Freitag, 27. Mai 2011, 13:27 Uhr
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Nach Prüfung der Konzepte bevorzugt Insolvenzverwalter Heiko Kratz die neugegründete SG Leipzig-Leutzsch als Nachfolgerin des FC Sachsen Leipzig. Was steckt hinter dem Verein, der die BSG Chemie Leipzig auszustechen scheint?
„Die BSG Chemie geht leer aus“, lautet die Schlagzeile von Eberhard Schmiedel in der Leipziger Volkszeitung. Insolvenzverwalter Heiko Kratz wolle die Nachwuchsabteilung des FC Sachsen Leipzig auf die neugegründete SG Leipzig-Leutzsch übertragen. Weitere Informationen? Fehlanzeige. Die Bild wird konkreter: „Ich bevorzuge das Modell der SG“, zitiert das Boulevardblatt Kratz. „Insolvenzrechtlich ist die SG die entspanntere, kostengünstigere Variante.“ Für spruchreife Entscheidungen würden Landessportbund und Stadtverband sorgen – ein nicht ungewichtiges Wort wird auch die Stadt als Verpächterin des Alfred-Kunze-Sportpark sprechen, worauf Uwe Köster irgendwo zwischen Erstaunen und zynischer Distanz in der gestrigen Ausgabe der LVZ hingewiesen hatte.
Prominente Fürsprecher, unbekannte Sponsoren
Die Leutzscher Fanseele leidet in diesen Tagen an Desinformation. Nach dem zu diesem Zeitpunkt überraschenden Aus des FC Sachsen wird binnen weniger Tage aus dem Nichts eine „SG Leipzig-Leutzsch“ aus dem Boden gestampft, die dann doch erstaunlich gut vorbereitet zu sein scheint auf die Mission, den Leutzscher Nachwuchs zu retten. Wie, das bleibt unklar. Sämtliche Informationen über den Verein erschöpfen sich in einer ebenso langen wie unkonkreten Pressemitteilung.
„Dr. Bernd Bauchspieß“ sei mit an Bord, der gleich mal stellvertretend für „seine Meistermannschaft“ spricht. Finanziert werden soll das Ganze von „gestandene(n) kleine(n) und mittelständige(n) Unternehmen aus der Leipziger Region“ – aha! Schön, dass es im Leipziger Fußball noch engagierte Sponsoren gibt, die tatsächlich bereit sind, die kolportierten 300 000 Euro für die neue Saison locker zu machen, um bei der SGLL „leistungsorientierten Fußball“ zu erhalten. Dieses Unternehmertum muss sich in den letzten Jahren wohl eine Auszeit gegönnt haben – und kommt heute gänzlich inkognito daher. Genug Stoff für Verschwörungstheorien, die bis hin zu Michael Kölmel reichen.
Mehr als 80 Prozent der Eltern und Kinder sollen sich für den Übertritt zur SG Leipzig Leutzsch entschieden haben, verkündet das SGLL-Lager seit Tagen einmütig. Entscheidend dafür sei laut Pressemitteilung
das Bewusstsein für eine hohe soziale Kompetenz des Vereins und der Unterstützer, sowie ein Fortbestand des grün-weißen Nachwuchses im leistungsorientierten Fußball im Alfred Kunze Sportpark
gewesen. Für die „soziale Kompetenz“ stehen neben „Dr. Bernd Bauchspieß“ Jamal Engel (er erhofft sich wohl eine sportliche Leitungsfunktion), Jens Barthelmes (selbstständiger Stukkateurmeister, langjähriger Sponsor des FC Sachsen), Frank Schöllhammer, Jens Krüger, Rolf Mehlhorn und Sven Prell. Ja, genau jener Sven Prell, der noch vor wenigen Wochen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Fußball bleibt homofrei!“ im offiziellen Merchandising des FC Sachsen vertrieb.
Fans stellen sich gegen neue Spaltung
Allen Beteuerungen zum Trotz, man wolle keine weitere Spaltung der Leutzscher Fanszene betreiben, ist die SG Leipzig-Leutzsch auf dem besten Weg dorthin. Auf Facebook stellen sich viele Anhänger des FC Sachsen hinter die BSG Chemie. Sie wollen verhindern, dass die Spaltung mit dem neuen Verein zementiert wird. Die Seiten BSG Chemie Leipzig und NUR NOCH CHEMIE gewinnen zunehmend an Unterstützern. Über den offiziellen Twitter-Account @nur_die_bsg verkündete die BSG Chemie gestern:
Es melden sich immer mehr Chemiker, die uns unterstützen und mit anpacken wollen! Ein gutes Gefühl. Wir sind Chemie! #BSG #Chemie #Leipzig
Clemens Meyer sorgt für Gänsehautatmosphäre
Gestern hatte der Verein auf einer Pressekonferenz sein Konzept zur Übernahme der Nachwuchsmannschaften und des Alfred-Kunze-Sportparks vorgestellt. Schriftsteller Clemens Meyer hatte dabei mit einem literarischen Bekenntnis zur BSG Chemie für Gänsehautatmosphäre gesorgt. Auch die Chemie-Legenden Hansi Leitzke und Manfred Graul sowie der aktuelle Spieler des FC Sachsen Norman Lee Gandaa (mit Unterbrechungen seit 2005 im Verein) unterstützen die Rückkehr zum Namen der Meisterelf von 1964.
SG Leipzig-Leutzsch: „Schrittweise Annäherung“
Trotz der Absage von Heiko Kratz gibt es für die BSG Chemie keinen Grund zur Resignation. Die Stimmung im Umfeld ist positiv, von vielen Seiten kommt Zuspruch. Übrigens – laut oben zitierter Pressemitteilung – auch von der SG Leipzig-Leutzsch:
Der Verein und die Unterstützer bevorzugen (…) eine schrittweise Annäherung an die BallSG Chemie. Dazu führen beide Vorstände bereits erste Gespräche miteinander.
Die kommenden Wochen und Monate müssen zeigen, ob hinter dieser Aussage nicht bloß taktische Erwägungen, sondern auch ein entschiedener Wille stehen.
« Auferstanden aus Ruinen
4 Kommentare bisher
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[...] des Vereins zweifelhafte Gestalten herumzutreiben, beispielsweise ein gewisser Sven Prell, der laut Chemieblogger „noch vor wenigen Wochen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Fußball bleibt .... Und schließlich hatten sich nicht zuletzt einige namhafte Chemiker wie Schriftsteller und [...]
peinlich sgll, PEINLICH!
Der Vollständigkeit halber fehlt noch das hier:
http://img717.imageshack.us/im.....erland.jpg
…das spricht unter dem Stichwort „Spaltung“ für sich und bedarf deshalb keiner weiteren Kommentierung meinerseits.
[...] SG Leipzig-Leutzsch – als gäbe es nicht schon genug Probleme auf der Welt. Der Nachfolgeverein des FC Sachsen Leipzig zofft sich seit seiner Gründung mit der BSG Chemie, teilt sich auf Anweisung des Verbandes und der Stadt jedoch ein Stadion mit ihnen. Das gefällt den Herren der SGLL gar nicht. Denn mit Ultras haben sie es nicht so. Und mit Zecken erst recht nicht. Da sind Offizielle und Fans des Retorten-Retorten-Vereins ganz auf einer Linie: Neben der wahnhaften Vorstellung, irgendetwas mit „Chemie“ zu tun zu haben, sticht der Satz „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“ heraus, auf den sich positiv bezogen wird. Nun, die Diablos gehen mit diesem Spruch in der Orange Times #151 so um: Ich persönlich finde ja, dass ich schon genug damit zu tun habe ein Mensch zu sein, sodass ich für das „deutsch“ sein, gar keine Zeit habe. Andere sagen für sich, sie sind als erstes „Ultra“ oder „Chemiker“, aber wer da noch stolzer „Deutscher“ sein will, sollte sich vielleicht überlegen was es mit dem Nationalismus und dem Gerede von Nation auf sich hat. Denn am allerwenigsten kann man was dafür wo man geboren wurde. Und was an Deutschland und Leutzsch scheiße ist oder euch nicht gefällt, könnt ihr selber heraus finden oder ihr wisst es bereits. In der Kurve haben jedenfalls solche Äußerungen und Schals, die andere Menschen für ihnen Geburtsort ausgrenzen oder herabwürdigen sollen, keinen Platz. Und Deutschland wird bei uns auch nicht gefeiert, sondern nur die BSG. Also weg mit dem Scheiß aus unserer Kurve! [...]
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